psycho&sophie in the osteopathic field with .....?_ leidfaden philosophie und psychologie für osteopathInnen
Sunday, 15. June 2003
0. Einführung in die Semiologie. PsychoSophischer Elementarismus in der Osteopathie

O.1 Anlaß des Leidfadens

Die Notwendigkeit des Textes ergibt sich einerseits aus dem unerträglichen Zustands, - der Not, die gewendet werden muß; andererseits aus dem völligen Fehlen einer fundierten klinischen Beschreibung des Krankheitsbildes des psychososphische Elementarismus.
Durch welches Leiden wird geführt? - gemeint ist die untrübliche Anziehungskraft die OsteopathInnen gegenüber Bundgi-jumping-Psychologie und philosophischen Kurzschlüßen ins Nirvana empfinden; das ist ein Leid, eine Passion, - zumindest für nicht-infizierte.

Der Leidfaden gibt erstmals eine umfassende Beschreibung der Obsession, - oder ohne vorzeitige Wertung: der Passion - des psychosophischen Elementarismus. Er hilft das Problem und seine Epidemologie zu erkennen. Und er bietet sprachliche Regelungen an, zum Beispiel das Vollbild der Passion als psycho-sophischer Elementarismus zu bezeichnen, i.e. obsessive Begeisterung und Anziehung für elementare Psychologie und Philosophie. Immer unterstellt es gibt Leiden/Passion und die Möglichkeit darin zu lernen.

Ein weiterer Anlaß für den Leidfaden: Droht nicht ein Leitfaden, eine Checkliste, in der kurz und knackig die wichtigsten philosophischen Schlaglöcher und psychologischen Wasserdichheiten vorverdaut präsentiert werden? Diese Checkliste gibt es noch nicht und vielleicht kann sie noch verhindern werden. Ob der Text diesen präventiven oder einen anderen Zweck erreichen soll oder besser verworfen sei ist ungewiss. Er will jedenfals differentialdiagnostisches Hilfsmittel sein.

0.2 Ziel des Leidfadens

Was der Text versucht ist minimalen Standard zu bieten: Argumentation, Klarheit der Gedanken, voraussetzungsloses und reflexives sich mit den eigenen Begriffen und Konzepten beschäftigen. An sich keine große Kunst, gerade mal das Basiswerkzeug abendländisch-cartesianischer Wissenschaftsentwicklung und der wissenschaftlichen Selbstaufklärung seit der Renaissance; aber angesichts der in osteopathischen Kreisen üblichen Reduktion von Philosophie auf eine Spielart der meditativen, meist indisch-rationalistischen Spekulation mit einem Schuß Buddhismus des rechten Weges ist die Diskussion grundlegender Positionen nötig - eine Aufwärmübung sozusagen.

Ob das gewünscht ist? Wie ist das Wünschen notfalls zu lernen? Es gibt schleißlich einiges zu verlieren: unbekümmertes Flanieren im Psychosophischen. Unberührt von der `Arbeit des Begriffs´, unbelastet von dialektischer Argumentation läßt sich mit Leichtigkeit eines drauf legen. der Krankheitsgewinn ist bedeutend: Der Weg wird gehalten, - aber was machen die Füße beim laufen? - zugegeben eine miesepetrige Frage.

Das Scheinen der Weisheit aus dem wohlklingenden Wort gibt wohlfeile Legitimation, sich über die `Liebe zur Weisheit´, wörtlich für `Philo-sophie´, hinwegzusetzen. Wir alle lieben Sophie. Schön, aber wer ist Sie und will Sie auch geliebt werden von uns? Besungen wurde die Weisheit schon vielstimmig. Nicht alle Badewannensoprane/tenöre haben die Souveränität einer Ella Fitzgerald im Anstimmen des Lobgesanges. Daher wird hier die Philosophie vor ihren überschwenglichen BewunderInnen kurzfristig in Schutz genommen. Nicht weil sie besser, aber weil sie zwielichter ist, als von den Osteogroupies angenommen.

0.3 Programatisches

Das hat auch unsere Wahl des Titels bestimmt: Lernen aus dem Leiden (der Passion) ist das Program der griechischen Tragödien; dieses Program hat die Philosophie in ihren (griechischen) Anfängen versucht zu überbieten und auszubooten. Sie hat ein philosophisches Heilsversprechen ausgegeben, das besagt: Lernen/Leben ohne Leiden ist das eigentliche Lernen, - und das eigentliche Leben ist ohne Leiden möglich. Und wer dem Club der PhilosophInnen beitritt hat schon eine Anleihe auf das leidlose Paradies gezogen.

Wer die Einsicht der Tragödien in die Natur menschlicher Konflikte nicht von sich weisen kann, hängt am Leidfaden, - und argumentiert implizit anti-philosophisch; tatsächlich wird versucht eine Reflexion vor den philosophischen Abwiegelungen und Beruhigungen aufrecht zu erhalten. Wer das rationalistische Heilsversprechen eines Leitfadens aufrechterhalten will, dem/der wird das Enthärten des `t´ zum `d´ aufstoßen - hoffentlich! Osteopathie als Heilslehre sucht und findet in einer von allen orts-, zeit-, kult- und weiteren Umstandsbestimmungen unabhängig sich wähnenden Philosophie einen willigen Resonanzboden. Wie läßt sich der Glauben an diesen roten Leit-Faden durch das Labyrinth der Konflikte begründen? Das Rot des (Ariadne-) Fadens kommt vom Opferblut; woher das Versprechen sich an dieser Richt- und Leitschnurr festhalten zu können ohne blutige Finger zu bekommen, und ohne sich in weiter Konflikte zu verstricken? Osteopathie als Heilslehre im Bunde mit rationalisierender Philosophie und Psychologie: diese Kombination läßt alle Warnlampen aufleuchten bei jenen die glauben, dass meta-physiologische Problem ebenso differenziert zu bearbeiten sind wie die physiologischen. Weil auch meta-physiologische Problem komplex gestrickt sind und wir mit dem Sesam-öffne-dich Wort `Psycho&sophie´ nicht plötzlich die Welt der Klarheit betretten.

Neben dem offenkundigen polemischen ist es das pädagogische Anliegen des Textes Selbsthilfe für jene OsteopathInnen sein, die der Sucht des philosophischen und psychologischen Tieferlegens der Elemente ungeschütz verfallen sind.
Er kann aber keine Heilung dieser Sucht anbieten. Noch ist das Phänomen selbst nicht erforscht. Zu viele Fragen sind nicht einmal ausreihend gestellt: Läßt sich diese Passion, diese fatale Attraktion kurieren? Ist es ein Leiden, dem Einsicht vergesellschaftet werden kann? Trägt Krankheitseinsicht zur Kur bei? Oder handelt es sich bei dieser Passion um ein ursprüngliches Glück, das gar nicht daran denkt kuriert zu werden?

Noch bevor eine Ätiologie des Syndromes möglich ist, sollten die Erscheinungsformen des psychosophischen Elementarismus Aufmerksamkeit finden. Die typisch-osteopathische Ausgangslage, das normale Alltagsbewußtsein der OsteopathInnen soll hervortreten und gekennzeichnet werden. Frühe Warnzeichen werden aufgrund mangelnder Diagnostik übersehen. Die Krankheit entwickelt sich in einem geschützten Umfeld, wird erst in voller Blüte entdeckt.

0.4 Erste Beschreibung der Krankheit

Ohne dem Text vorzugreifen wird für jene wenigen Glücklichen, die nicht spontan von dieser Krankheit wissen, weil Sie selbst keinen Episoden ausgesetzt waren, in groben Züge ihr Erscheinungsbild beschrieben.
Der `psychosophische Elementarismus´ der OsteopathInnen ist durch folgenden Symptom- bzw Mentalitätskomplex gekennzeichnet: Psychologie und Philosophie sind die geheimen Grundlagenwissenschaften der Osteopathie; daß Osteopathie aus Anatomie, Anatomie und etwas Physiologie und wieder den beiden besteht, wird gepredigt und wiederholt zum richtigen Anlaß, kann aber nicht die tiefere Einsicht verdrängen, daß die Langzeit- und Tiefenwirkung psychosophischer Weisheit das Bloß-Gewebliche in den Schatten stellt. Obwohl wir uns leidlich mit dem Gewebe und seinen physiologischen Gesetzen angefreundet haben, elementare Klarheit tritt erst über das Psychosophische in die Osteoapthie ein.

Die große Passion der OsteopathInnen liegt bei der Philosophie und der Psychologie. Die Verve mit der argumentiert wird ist umgekehrt proportional zur Kenntnis der Gegenstände und zur selbstkritischen Distanz der eigenen Position gegenüber. Mit philosophischer und psychologischer Materie läßt sich leichtens verfahren. Kant hat dieses Stadium der glückliche Naivität ironisch beschreiben: eine von jeder Kenntnis ungetrübte Meinung. So es sich lohnt diese Naivität zu bewahren, haben wir bisher auch kaum osteopathische KollegInnen an die psychologische und philosophische Fakultät verloren.
So mag die hemmungslose Begeisterung für Philososphisches all jene erstaunen, die einmal einen Fuß in ein philosophisches Seminar gesetzt haben. Allein die Aura der Philosophie scheint unter OsteopathInnen ein Qualitätsurteil. Hier mag auch eine typisch deutsche Krankheit vorliegen, Die Wertschätzung des - als Quelle der Selbsterkenntnis nicht genug zu schätzenden und kreativ weiterzukultivierenden - unüberlegten Daherredens als philosophischer Tiefe ist nicht global. Zum Glück. Dass jede Äußerung, weil sie nachklingenden Worte verwendet schon mit philosophischen Weihen ausgezeichnet ist, scheint auch nationale Gründe zu haben. Die Realisten unter den Osteopathen benützen daher Wendungen wie: `darüber können Sie in der Kneipe philosophieren´, und verorten das Philosphieren eindeutig.

Philosophie ist, wie jede anderen Disziplin, Arbeit; nicht ehren- oder mehrwertiger als andere. Das wird bei den Randgängen an der Grenze zum Geschwätz schlicht vergessen. Obwohl wir dem alkoholischen Einfluß nicht Unrecht tun wollen, - die meisten schaffen den schwarzen Gürtel des philosophischen Aphorismus schon bei sturz-voller Nüchternheit. Auch zeigt sich hier ein Geburtstrauma der Philosophie, hat sie doch versucht den dionysischen Wein-Rausch für sich in Anspruch zu nehmen und zugleich das rebellische Aufbrechen der Verhältnisse in der Ekstase zu domestizieren. Wein ja, aber der Rausch muß staatstragend sein - so wollte der Prototyp eines Philosophen (Platon) Dyonisus beerben. Auf heute übersetzt: sie können ruhig trunken philosophieren, die Abrechung erfolgt über Kreditkarte.

Wenn es fraglich ist warum Philosophie einen osteopathischen Ehrentitel ausstellt, - welchen Loorbeerkranz bietet die Psychologie? Läßt sich mit ihr im selben, verharmlosenden Auf- oder Abwasch verfahren? Durchaus: Zwar gibt es erfahrene Leute (Bion), die meinen, die psychische Realität anderer Menschen ist recht schwer zu erfahren. OsteopathInnen trübt das nicht, sie tappern los über blühende psychischen Landschaften....oder waren es psychologische Landschaften? Was war nochmals der Unterschied?

Die Passion des psychosophischen Elementarismus gilt nicht der Philosophie oder der Psychologie per se, sie gilt der möglichst widerstandslosen Bedienung eigener projektiver und identifikatorischer Interessen und der konfliktfreien Lösung kaum gestellter Fragen. Dieser Mentalität eine Diskussion der Fragen und Antworten gegenüberzustellen, ist eines der pädagogischen Ziele der Texte.
Sofort müssen anerkennnen, daß nicht alle diese Fragen interesieren müssen, daß es nicht zum täglichen, osteopathischen Handwerkszeug gehört sich diesbezüglich zu äußern. Ob wir gute OsteopathInnen sind hängt zum Glück nicht daran. Umgekehrt ist es leider nicht wahr: auch gute OsteopathInnen sind nicht immun gegen die hier beschriebene Plage. Und da die vielfältigen Verzweigungen der Krankheit noch unbekannt sind, sollte wir nicht vorzeitig Entwarnung signalisieren: eine verkorkste Psychosophie vermag möglicherweise den genetischen Kern des osteopathischen Handels treffen.

0.5 Heilungschancen

Dieser hier nur grob und herzlos beschriebene Zustand ist beklagenswert. Kontrovers sind die Ansichten über die Heilungschancen. Grundlegendere Fragen bezüglich Progredienz und therapeutischer Strategie sind noch zu beantworten. Das Argument, daß der Zustand des Patienten so fortgeschritten ist, daß mit wohlmeinender Pädagogik und aufklärerischer Intention nichts zu machen ist schwerlich aus der Welt zu schaffen. Da keine Krankheitseinsicht besteht, ist Kritik und Diskussion der Symptome unsinnig. Wohlige Ignoranz läßt sich nicht eines Besseren belehren. Die Forderung, daß die Kritik frontal, konfrontativ, und in hoher Dosis das Problem verstärkend sein müßte, ließe sich durch Lebenserfahrung, Geduld und in einer gereiften pädagogische Haltung mit einem Lächen zerstäubt. Nicht jede/r hat das. Zugleich: unter dem Eindruck der Symptom-Fülle wird ein polemsicher Unterton wiederkehren.

Der Text versucht das Bedürfnis nach Differenzierung, Selbstkritik und Aufklärung der eigenen Position zu wecken. Er versucht das Ärgerniss zu ertragen und ihm etwas entgegen zu setzen. Er setzt sich dabei selbst dem Argument aus, daß alles was gesagt wird schon tausendmal und viel besser schon gesagt wurde. Obwohl vielleicht das eintausendundeinmalte nötig wäre und möglicherweise den entscheidenden Unterscheid macht: Es gilt nicht die Unschuld der Unkenntniss zu akzeptieren. Wer es besser wissen müßte, bzw wissen müßte, daß er/sie es nicht besser weiß, bekommt keine mildernden Umstände zugesprochen. Aber Strafmaß und pädagogische Hoffnung stehen einander entgegen.

So ist der Leidfaden ein unersetzliches und zwingendes Instrument, Stachel für alle, die finden, daß die Dinge noch einfacher liegen. Diese Haltung auszudrücken, inhaltlich zu fundieren, tiefer zu legen und dabei nicht zu verbleiben, wär ein Verdienst des Leidfadens. Er ist der Manta, den OsteopathInnen unbedingt mal gefahren haben müssen. Wir können nur hoffen. daß nach der Spritztour der Spuk vorbei ist und weniger zwanghafte Beschäftigungen auf uns warten.

0.6 Methodologische Reflexion

Die ernsthafteste und zugleich fragwürdigste Intention des Leidfadens besteht in dem Versuch Osteopathinnen mit allen Mitteln der Kritik vor sich selbst zu bewahren. Rettende Kritik, die mit aller Schärfe das ausdrückt was ist (Aktualität), gegenüber dem was vorgibt zu sein, wie es sich gerne sieht (phantastische Selbst-projektion). Projektion ist nicht mit Möglichkeit (Potentialität) zu verwechseln, die es zu verteidigen gilt. Es ginge darum eine Welt zum erscheinen zu bringen, die sich der mutwilligen Selbststilisierung zumindest bewußt ist. Gegen die projektive Selbstverwechslung des `guten´ Menschen mit seinen guten Intentionen ist kein Kraut gewachsen. Notfalls - wenn der/die Gute sich wehrt - muß er/sie selbst kritisiert werden. Historisch gesehen stehen wir damit vor der Kritik Nietzsches und Freuds. Immerhin nur 100 Jahre hinten dran, aber inhaltlich diese Kritik aufzunehmen ist nicht in Jahren aufzuwiegen.

Der Leifaden versucht ein Bedürfniss und ein Selbstbild durch Kritik zur Krise zu bringen. Das ist ein altes, ehrenwertes Unterfangen jeder kritischen Philosophie, das leider nicht oft mit Erfolg gekrönt ist. Hier können wir dem Text nur viel Glück und eine möglichst widerständige Aufnahme wünschen. (Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihrem Berufsverband.)

Wie läßts sich die fatale Attraktion, die Passion kurieren? Das indirekte Behandlungsprinzip ist (nicht nur) osteopathische Methode: erst wird die Dysfunktion verstärkt um dann in und durch die Krise den Ausweg zu finden...oder eben nicht. In die Dysfunktion, diese verstärken, sich den Kräften überlassen die sie hervorrufen, die Methode würde darin bestehen die Vereinfachung und Gutgläubigkeit zu verschärfen, die philosophischen und psychologischen Einsichten noch naiver, noch tiefsinniger und überzeitlicher zu formulieren. Dabei muss die Polemik zur Freude ihrer LiebhaberInnen immer weiter zugespitz. Die Lektüre wird zunehmend peinlich, wie das Krankheitsgefühl unerträglich.
Die polemische Zuspitzung ist zugegebenermaßen problematisch, da sie indirekt die fatale Tendenz nach Tieferlegen und Entspezifizieren der Inhalte verstärkt. Sie vergißt die Einsicht daß alles an der Oberfläche sichtbar ist. Deshalb braucht sie daneben ein Vorgehen, das die Verbreiterung der Oberfläche erlaubt, die Aufdehnung des Feldes, die gerne mehrdimensional sein kann, aber keine spezifische Betonung der Tiefendimension enthält. Das Nebeneinander in dieser Weite der Reflexion, die Gleichzeitigkeit (simultané) der ungleichen Themen und Gegenstände ist natürlich künstlich. Gerade wegen ihrer natürlichen Künstlichkeit erlauben sie ein reflektierendes (im Sinne der Optik) hin und herspringen der Licht-Blicke. Sigmund Freund hat dies wie kaum ein anderer beschrieben , warum dieser reflektierenden Praktiker des therapeutischen Dialogs vielmals implizit zitiert wird, - wie eben geschehen. Er hat geschrieben, daß Psyche ausgedehnt ist, aber nichts davon weiß. Auch er kein Pädagoge, aber auch kein Polemiker, - und kein Philosoph, das ist sowieso klar, da er Rationlisierung und Ent-Spezifizierung als Abwehrstrategie gegen unliebsame Inhalte beschrieben hat. Damit ist kein philosophscher Titel zu gewinnen.

Wird die Krankheit bis zur Unerträglichkeit gesteigert, muß unter Androhung des physischen und psychischen Zerfalls die Krise in eine Katarsis überführt werden. Diese Klimax von krisenhafter Zuspitzung und erhoffter Er-Lösung in Katharsis, ist die aufklärerische Hoffung der antiken Dramen wie die Heilungshoffnung der homöopathischen Medizin. Sie durchzieht die philosophische Diskussion und das psychoanalytische Denken und Handeln. Sie läßt sich üben im Aikido, das die Kraft des Gegners nutzt um diesen zu besiegen. Sie läßt sich bei Hegel und Marx verfeinern, die im dialektischen Denken eine Weg sahen sich mit der Stärke des Gegenarguments zu verbinden um dieses zu überwinden.

Nichtsdestotrotz ist nicht garantiert daß die Katastrophe ein Lösung bringt: nichts versichert gegen das Scheitern. So wird die erlösende Krise nicht als All-Heilmittel angeboten sein, sondern zur Arbeit an diesem Versatzstück eines therapeutischen Selbstverständnis aufgerufen. Die Hoffnungen der Leidenden auf heilende Intervention können nicht mit billigen therapeutischen Sprüchen über inhärente Selbstheilungskräfte abgetan werden, obwohl gesellschaftliche Erfahrung und existenzielle Hoffnung darin sich ausdrücken.

Der Entdecker der fiebersenkenden Wirkung der Salicylsäure wurde von dieser verbreiteten Idee geleitet: wo die Krankheit (Wechselfieber) entsteht ist auch die Kur zu finden. Da für ihn (Edward Stone) das Leiden in den feuchten Lagen (im Sumpf) seine Ursache hatte, suchte er in den dort befindlichen und gedeihenden Bäumen die Kur und fand sie, wie schon Hippokrates empfahl, in der Rinde der Silberweide (salix alba). Wo ist der Sumpf der fatalen Attraktion der OsteopathInnen, - wie gedenken wir ihn zu finden, ohne in ihm kurzfristig stecken zu blieben?

Die indirekte Methode ist eine Möglichkeit, - daneben wird völlig unvermittelt ein Thrust in die Gegenrichtung gegeben, rigeros auf die Weite der Reflexion und die Komplexität der Phänomene bestanden. Da hilft dann keine pädagogische Vermittlung mehr. Mensch muß sich mit dem auseinandersetzen was da ist, sei es noch so komplex und Widerstände hervorrufend. Kein Kneifen erlaubt. So kommen in großer Zahl Anti-PädagogInnen zu Wort. Diese haben den Vorzug, daß sie einem die Weisheit nicht mit Löffeln füttern wollen, sondern auf die Autonomie des Erkenntnisaktes bestehen. Freiheit und Mut zur Reflexion ist nicht nur ein Frage der Erziehung, - wer den Geschmack und Duft der Freiheit nicht in Mund und Nase trägt/ erträgt, wird mit den besten Argumenten und Verkaufsstrategien niemals diesen für sich in Anspruch nehmen. Wer nicht denken will, muß fühlen; das ist zwar für OsteopathInnen keine Drohung, weshalb schon Sutherland ins osteopathische Poesiealbum schrieb: No tinker, but thinker...so soll es sein.

Das ist Grenze der Pädagogik: das Bedürfnis selbst zu denken kann niemensch beigebracht werden; so hat jener Kritiker, der meinte, wir müßten das Wünschen lernen, keine Schule des Wünschens gegründet, er hat niemandem beigebracht, wie das zu lernen ist und was zu wünschen wäre. Er hat statt dessen unablässig der falen Zufriedenheit des wunschlosen Unglücks wie des wunschlahmen Glücks das Leben schwer gemacht. Aber Kritik ist ein schwächliche, orientierungslose Pflanze im Arsenal des psychosophoischen Elementarismus. Sie müßte besser kultiviert werden.

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